Im Film „Bardo, falsa crónica de unas cuantas verdades“ lässt der mexikanische Filmemacher Alejandro González Iñárritu seinen Protagonisten sein Leben und seine soziale Positionierung hinterfragen.
Silverio Gama, gespielt von Daniel Giménez Cacho, ist ein erfolgreicher mexikanischer Journalist und Filmemacher, der in den USA lebt. Für einen Dokumentarfilm über die beschwerliche Auswanderung armer, mexikanischer Migrant:innen in die USA soll er ausgezeichnet werden. Dafür muss sich Gama mit seinen Privilegien, seiner Identität und seinem Selbstverständnis auseinandersetzen – nicht zuletzt weil ihn Kolleg:innen und Familienmitglieder dafür kritisieren, soziale Missstände zu thematisieren, während er selbst sehr frei davon leben kann.
Auf diese Zustände des Aufarbeitens spielt Iñárritu mit dem Begriff „Bardo“ im Titel an: Er kommt aus dem tibetischen Buddhismus und bezeichnet einen Zwischenzustand des Geistes. Filmisch stellt Iñárritu die Suche nach Wahrheiten durch (alp)traumartige, teils verstörende Sequenzen dar, die sich quer durch den fast dreistündigen Film ziehen.
Autobiografisch. Iñárritu, der für viele seiner Werke, u. a. Amores perros und Birdman, ausgezeichnet wurde, scheint in diesem Werk auch Autobiografisches zu verarbeiten. So lebt der in Mexiko geborene Filmemacher wie sein in etwa gleichaltriger Protagonist mit seiner Familie in den USA. Die Idee zu „Bardo“ habe der 59-Jährige gehabt, als er anfing, sein Alter und sein bisheriges Lebenswerk zu reflektieren.
Ein außergewöhnlicher Film, den man – trotz komplexer Ebenen – auch einfach auf sich wirken lassen kann: Iñárritus Pointen, viele in gewohnter Manier subtil und sozialkritisch, machen „Bardo“ auch so zu einem beeindruckenden Erlebnis auf hohem Niveau.
Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten
Spielfilm, Mexiko 2022, 159 Min.
Aktuell in den Kinos und zum Streamen auf Netflix.
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